Horizontalsperre - was ist das?
Eine Horizontalsperre oder Horizontalabdichtung hindert Bodenfeuchtigkeit daran, im Mauerwerk kapillar aufzusteigen. In Neubauten wird heutzutage standardmäßig eine Horizontalsperre eingebaut. In älteren Bauwerken ist sie jedoch häufig undicht oder gar nicht vorhanden.
Als Horizontalsperre kommen meistens Bitumenbahnen oder Folien zum Einsatz. Diese müssen auf einer glatten Unterlage (beispielsweise einer Mörtelschicht) verlegt werden; es ist darauf zu achten, dass sich die Bahnen an den Stößen ausreichend überlappen.
Bei unterkellerten Gebäuden werden oft zwei oder drei Horizontalsperren angebracht: die erste auf dem Fundament und die oberste oberhalb des Erdreichs (unterhalb der Kellerdecke), sodass Spritzwasser nur unterhalb dieser Sperre auf die Wand auftreffen kann.
Eine undichte Horizontalsperre führt zu kapillar aufsteigender Feuchtigkeit im Mauerwerk. Diese wiederum bringt Feuchtigkeitsschäden sowie Schimmelpilz- oder Schwammbefall und ähnliches mit sich. Auch nimmt mit zunehmender Feuchte die Wärmeleitfähigkeit zu, das heißt, die Wärmedämmfähigkeit des feuchten Bausteils wird schlechter. Durch die niedrigere Wandtemperatur kann es im Winter zur Kondensation an der feuchten Wand und somit zu einem weiteren Ansteigen der Durchfeuchtung kommen.
Nachträgliche Horizontalsperre
Eine Horizontalsperre kann auch nachträglich eingebracht werden. Hier gibt es je nach Durchfeuchtungsgrad und Baumaterial verschiedene Verfahren.
Beim Mauersägeverfahren wird das Mauerwerk in einer Fuge in Abschnitten von etwa einem Meter aufgeschnitten und es werden PE-Fiberglas- oder Edelstahlplatten eingelegt. Anschließend werden die Platten im Schnitt verkeilt und die Schnitte wieder verschlossen. Durch die mechanische Sperre wird die Feuchtigkeit langfristig daran gehindert, im Mauerwerk aufzusteigen. Eventuell ist zusätzlich eine Abdichtung des Bodens notwendig, die an eine in den Sägeschlitz mit eingelegte Folie angeschlossen werden kann, um so eine Art Wanne zu konstruieren, auf der nun der Innenboden aufgebaut werden kann.
Bei diesem Verfahren werden Steine auf einer Länge von bis zu einem Meter aus dem Mauerwerk herausgearbeitet und eine Folie oder Bitumenbahn in die Mauerlücke eingebracht. Anschließend werden die Steine wieder eingemauert. Nach Aushärtung der Fugen wird ein weiterer Meter des alten Mauerwerks herausgearbeitet. Dieses an und für sich recht einfache, günstige und zuverlässige Verfahren ist selbst im Heimwerkerbereich oft von dauerhaftem Erfolg gekrönt, allerdings ist es vergleichsweise zeitaufwendig und die Statik und Tragfähigkeit der Wand sollte vorher vom Fachmann begutachtet werden, um die maximale Länge eines Austauschschnitts zu bestimmen und Schäden wie Risse oder gar absackendes Mauerwerk zu vermeiden.
Damit im Mauerwerk keine Feuchtigkeit kapillar transportiert werden kann, wird ein Injektionsstoff in das Mauerwerk eingebracht; dies erfolgt durch Löcher mit einem Durchmesser von etwa einem Zentimeter, die im Abstand von 8-15 Zentimetern bis in eine Tiefe von etwa 2/3 der Wanddicke gebohrt werden. Zielsetzung dieser Maßnahme ist, dass sich der Injektionsstoff über den gesamten Mauerwerksquerschnitt verteilt. Dieser Stoff soll die Poren des Mauerwerks entweder dauerhaft verstopfen oder aber die Wandungen dieser Baustoffporen durch eine hydrophobierende „Beschichtung“ wasserabweisend werden lassen. Somit kann kein kapillarer Wassertransport mehr stattfinden und das darüberliegende Mauerwerk kann trocknen.
Es wird zwischen Verfahren mit und ohne Druck unterschieden. Im ersteren Fall wird der Injektionsstoff unter bis zu 13 bar Druck in das Mauerwerk eingepresst, im zweiten Fall soll er nur unter Einwirkung der Schwerkraft und durch Kapillarkräfte in die Poren des Mauerwerks vordringen; die Löcher werden dazu schräg nach unten gebohrt. Wenn der Injektionsstoff eine hydrophobe Flüssigkeit ist und nur durch Druck eingebracht wird, ergibt sich speziell bei altem Mauerwerk das Problem, dass sich die Flüssigkeit nur in Fugen und größeren Hohlräumen ausbreitet, jedoch nur ein kleiner Teil in die mit Wasser gefüllten Kapillaren eintritt und sich somit keine durchgehende Sperrschicht bildet.
Für das auch als Verkieselung bekannte Verfahren werden meist Alkalisilikate verwendet; diese können auch ohne Druck oder mit geringem Druck eingebracht werden. . Verkieselungsprodukte sind alkalisch und tragen das Gefahrenzeichen „Ätzend“. Zum Umgang mit ihnen gehört daher die nötige Vorsicht sowie die Verwendung entsprechender Schutzkleidung.
Wird erhitztes flüssiges Paraffin als Injektionsstoff verwendet, wirkt dies porenverstopfend. Es gibt auch Paraffinöle mit darin gelösten Kunststoffen. Silikonmikroemulsionen wirken dagegen hydrophobierend.
Es sind auch eingefärbte Injektionsstoffe erhältlich, sodass sich die Verteilung des Stoffs mit Hilfe von Kontrollbohrungen überprüfen lässt.
Das Einbringen, die Wirkungsweise und Anwendungsgrenzen des Verfahrens bzw. der verschiedenen Injektionsstoffe werden im WTA-Merkblatt 4-4-04/D „Mauerwerks-injektionen gegen kapillare Feuchtigkeit“ beschrieben. Das Merkblatt weist unter anderem darauf hin, dass nicht jeder Injektionsstoff universell einsetzbar ist, sondern die Injektion der verschiedenen Injektionsstoffe in Abhängigkeit vom Durchfeuchtungsgrad, der Kapillarität des Baustoffes und der Dicke etc. baustoffspezifisch zu planen und anzuwenden ist, um einen Erfolg zu erzielen. Gemäß dem WTA-Merkblatt kann der Hersteller des Injektionsstoffes bei einer Prüfstelle ein WTA-Zertifikat erhalten. Besteht der Injektionsstoff die Prüfbedingungen, so bekommt er anschließend ein sogenanntes WTA-Wirkungsprüfzertifikat mit der Angabe des Durchfeuchtungsgrades des injizierten Baustoffes, für den er die Prüfung bestanden hat.
Entscheidend für den Wirkungsgrad einer drucklosen Bohrlochinjektion ist der Durchfeuchtungsgrad des Mauerwerks und die daraus resultierende Menge an Injektionsstoff. Ist jedoch eine Baustoffpore beispielsweise zu mehr als 95 Prozent kapillar mit Wasser gefüllt, so besteht kein ausreichendes Restvolumen, um Injektionsstoff aufnehmen zu können. Eine Injektion in einen solchen durchfeuchteten Baustoff ist somit ohne vorbereitende Maßnahmen unwirksam, d.h. die Poren müssen zuerst vom Wasser befreit werden. Dies kann durch das so genannte Vortrocknen geschehen, das der eigentlichen Injektion vorausgeht. Dabei werden elektrisch betriebene Heizstäbe in die Bohrkanäle eingebracht und das Mauerwerk durch diese auf eine Temperatur von etwa 110 °C erhitzt. Bei diesem Aufheizprozess verdunstet das in den Baustoffporen vorhandene Wasser im Bereich der späteren Injektionsebene. So steht bei der anschließenden Injektion das gesamte Porenvolumen zur drucklosen Aufnahme des Injektionsstoffes zur Verfügung.